A tradução segue-se quando me for possível. A não ser que entretanto apareça por aqui algum economista que saiba alemão e me queira ajudar - coisa que eu muito agradeceria.
           
Ein Gastbeitrag von Henry Kaspar 
1998 publizierte Economic Policy – eine prominente  Fachzeitschrift – eine Serie von Artikeln, die sich mit der damals  unmittelbar bevorstehenden Einführung des Euro beschäftigten. Der vielleicht bemerkenswerteste Aufsatz war von Marc Flandreau, Jacques Le Chacheux und Frederic Zumer „Stability without a pact? Lessons from the European gold standard 1880-1914″.  Die Autoren zogen Parallelen zwischen dem Euro und dem klassischen  Goldstandard des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, als viele  Länder in- und außerhalb Europas ihre Währungen an Gold koppelten, und  damit einer de-facto Währungsunion angehörten (P.S.: Flandreau ist ein  weltweit führender Wirtschaftshistoriker).
 
13 Jahre später liest sich ihre Zusammenfassung wie eine Prophezeihung, und es ist wert sie vollständig zu zitieren:
The gold standard was a system of fixed exchange rates  that offered little opportunity for carrying out monetary policies,  short of suspending gold convertibility. Trade integration and capital  mobility were very high. It is worthwhile asking whether there are  useful lessons to draw for EMU from European experience during that  period. One clear lesson is that debts matter. Another  basic finding is that the stability of the European gold standard  depended on the underlying price trend. Deflation prior to 1895 resulted  in rising public debt burdens, which forced some countries to leave the  system. Once gold was discovered and deflation gave way to inflation,  real interest service fell, debts grew more slowly and a high degree of  convergence allowed most countries to return to gold. For EMU, this result implies that stability will hinge on the ECB’s policy not being too restrictive.  Other lessons concern the fragility of institutions in the face of deep  public finance difficulties, the risks for the single market of leaving  out countries that have not fully converged, and the existence of a  virtuous cycle including low real interest rates, fast growth and debt  decumulation.
Der klassische Goldstandard lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen: eine moderat deflationäre Phase von 1873 (als Deutschland dem Goldstandard beitrat) bis ca. 1895, und eine moderat inflationäre  Phase von 1895 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. In der  deflationären Phase stagnierte die weltweite Goldproduktion, d.h. die  Geldmenge wuchs langsamer als das Sozialprodukt, und in Deutschland z.B.  sanken die Preise im Durchschnitt um 1.7 Prozent pro Jahr. Die  inflationäre Phase folgte auf Goldfunde in Südafrika und Australien, und  kam mit durchschnittlicher Inflation von rund 2.5 Prozent pro Jahr (die  Inflationsziffern sind zitiert nach Cooper).
Hier ist kein Platz die Geschichte des Goldstandards nachzuerzählen,  aber sicher ist dass die moderat inflationären Jahre die erfolgreicheren  waren. Die Volkswirtschaften wuchsen schneller und genossen größere  soziale Stabilität, mit rascheren Lohnsteigerungen und geringeren  Schwierigkeiten traditionell verschuldeter Sektoren wie der (damals  schon politisch gut organisierten) Landwirtschaft.
 
Aber auch das Währungsarrangement selbst – der Goldstandard – war stabiler in der inflationären Phase ab 1895.  Zuvor meisterte nur ein harter Kern—darunter Deutschland, Frankreich,  die Niederlande, Belgien, Skandinavien, aber auch die USA oder  Großbritannien—die makroökonomische Disziplin, welche der Goldstandard  in einem deflatorischen Umfeld erzwang: d.h. Stagnation der Löhne und  strikte fiskalische Haushaltsführung. Andere Länder, darunter Italien,  Spanien, Portugal und Griechenland (P.S.: kein Witz. Irland war damals  übrigens noch kein souveräner Staat) hielten die Goldbindung nicht durch  – u.a. weil Deflation ihre Schulden aufwertete, und die prozyklische  Fiskalanpassung, welche dies erzwang, politisch nicht durchzuhalten war.  In den Worten von Flandreau et al.:
Deflation forced a difficult choice between deteriorating  borrowing conditions and painful adjustments. Countries starting with  relatively low debt levels could compromise, letting their debt drift  slightly and making only partial fiscal adjustments. But for those that  already had fairly high debt levels, such as the southern European  countries, the adjustment cost required for continued participation in  the gold standard could be very large, especially since the market  mechanism implied that a sustained deterioration in public debts meant  accelerating premia for new loans. The opportunity cost of being part of  the gold standard was becoming very substantial, increasing the  pressure to switch to seignorage finance, and go on inconvertible paper  to escape gold deflation.
 
Mit der Ankunft moderater Inflation änderte sich das. Italien z.B.  trat zwar 1891 notgedrungen aus dem Goldstandard aus, aber schon 1902  wieder ein. Und am Vorabend des ersten Weltkriegs war selbst das  ökonomisch rückständige Russland auf Gold.Was folgt aus alledem für heute? Die EZB kann die Lösung der  Euro-Krise leichter oder schwieriger machen, je nachdem wie  akkommodierend oder restriktiv ihre Geldpolitik ist. Nun bin ich sicher nicht  dafür das Inflationsmandat der EZB aufzukündigen (und z.B. durch so  etwas wie NGDP-Targeting zu ersetzen, wie mein Gastgeber Kantoos). Und  ganz generell bin ich EZB-Fan: in meinen Augen war ihr Kurs vor der  Krise im Wesentlichen richtig, im Gegensatz zum viel zu losen Kurs der  Fed. Auch in der Krise schlägt sich die EZB tapfer, in einem schwierigen  und zum Teil dysfunktionalen Umfeld.
Aber: bei durchschnittlicher Eurozonen-Inflation von 2.5 Prozent (dem  Inflationsziel der Bank of England entsprechend) würden Lohn-Nullrunden  in Griechenland, Irland und Portugal eine fast doppelt so schnelle  reale Abwertung erlauben wie bei 1.5 Prozent—d.h. diese Länder könnten  ihre Wettbewerbsfähigkeit doppelt so schnell wiederherstellen. Außerdem  würde etwas höhere Inflation die Dynamik der Altschulden verbessern.  Ganz generell mag ein ambitioniertes Inflationsziel angemessen sein für  eine homogene Volkswirtschaft wie (Voreinheits-) Deutschland, aber nicht  für eine heterogene Währungsunion, in der immer wieder Länder interne  (sprich: Lohn-) Abwertungsprozesse bewältigen werden müssen. Auch  Deutschlands interne Abwertung in den frühen und mittleren 2000er Jahren  wäre weniger schmerzhaft gewesen mit ein wenig mehr Inflation.
 
Ferner sollte die EZB auf steigende Rohstoffpreise allein nicht mit Zinserhöhungen reagieren.  Der Rohstoff-Preisschock ist vor allem das Ergebnis starken Wachstums  rohstoffintensiv produzierender Schwellenländer. D.h. er ist importiert  und hat nichts mit Lohn- und Preissetzungsverhalten innerhalb der  Euro-Zone zu tun. Wer diesen Preisanstieg importierter Güter ausgleichen will indem er heimisch erzeugte  Preise drückt, der muss das durchschnittliche Lohnwachstum der Eurozone  auf null oder gar in den negativen Bereich drücken. Iren oder  Portugiesen müssten dann nominal massive Lohneinbußen verkraften, um  ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Keine Gewerkschaft der  Welt macht so etwas freiwillig mit, d.h. die Lohnkürzungen wären wohl  nur erreichbar über den Umweg von Massenarbeitslosigkeit. Zugleich ist  Lohndeflation völlig unnötig: solange Löhne und Kernpreise im  Durchschnitt gleichmäßig und moderat steigen sind die Preiserwartungen  verankert. Nichts anderes ist das Ziel von Inflation-Targeting (wie auch  jeder anderen regelgebundenen Geldpolitik).
 
Das Minimum: solange die Eurozonen Krise andauert sollte die  EZB im Zweifelsfall einen lockereren, nicht restriktiveren Kurs fahren.  „Im Zweifelsfall“ bedeutet „solange sich kein merklicher Anstieg der  Kerninflation abzeichnet“. Andernfalls wäre ein Scheitern des  Euro zumindest teilweise selbstverschuldet.